Arbeit und Verwendung

Noch heute werden Aussies zum Hüten an Schafen, Enten und Rindern eingesetzt. Besonders in den Staaten. Der Aussie ist kein klassischer Wach- bzw. Schutzhund und die zielgerichtete Ausbildungen zu einem solchen Hund ist meiner Meinung nach gegen das freundliche und friedliche Wesen. Dennoch darf das natürliche Maß an Wachsamkeit und Beschützerinstinkt für sein Rudel nicht unterschätzt werden. Selbstverständlich kann auch dies zu einem ausgeprägten Problem bei nicht artgerechter Haltung, fehlender Führungsqualität seitens des Menschen und nicht zuletzt – totaler Überforderung durch Beschäftigungswahn – führen!

Aus eigener Erfahrung und jahrelanger Haltung von Jagd- bzw. Hütehunden ist die sportliche Auslastung bzw. die Beschäftigungsideologie, die der Markt beherrscht und verkauft nicht wirklich ein notwendiges Muss. Und da spreche ich für alle Rassen, nicht nur für den Australian Shepherd. Wir – mein Mann und ich – gehen weder einem Beschäftigungs-, Auslastungs- noch Sportangebot nach! Und JA, es klaptt wunderbar!

Der Australian Shepherd ist leider zu einem Modehund geworden … WEGEN DES AUSSEHENS … „die sind so schön und gefallen mir“. Für mich persönlich eine ungeeignete Aussage, denn diese Rasse hat weitaus mehr zu bieten, als nur die tolle Optik (ist übrigends bei vielen anderen Rassen auch so).

Es ist wichtig, die charakterliche Beschaffenheit und die Haltung des Hundes gegenüber seines Besitzers zu betrachten. Kippt die Situation, wird es stressig und der Hund ist nicht mehr kontrollierbar, muss man etwas ändern. Meist ist es das Übersteuern oder auch das Fehlen einer klaren Führung durch den Halter. Führung wird sehr häufig über die Erziehung mit Futter und Spiele beworben. Futter kann bindungsfördernd sein und man hat einen aufmerksamen Hund, der einen ständig anstarrt (warum soll er das?). Aufmerksamkeit des Hundes ist aber nicht gleich Akzeptanz des Hundes in Bezug auf Regeln und Grenzen. In einer reizarmen oder auch bekannten Umgebung (eigenes Revier, Hundeplatz) mag es klappen – bei Wildsicht, Hundesicht, etc. meist nicht! Ein konditioniertes Bleib, Sitz, oder Nein wird durch den Hund einfach ignoriert oder er trifft eigene Entscheidungen. Hier fehlt die Bindung, die ich nachhaltig nur über Respekt erhalten kann!

Diese Rasse wurde über viele Jahrzehnte durch Selektion für eine ganz bestimmte Aufgabe gezüchtet, nämlich dem Hüten. Ein gewisser Anteil dieser rassezpezifischen Eigenschaft kann somit einmal mehr und einmal weniger vorhanden sein. Es liegt in der Verantwortung des Halters, wohin sie es lenken bzw. kanalisieren möchten. Ob Arbeitsjunky oder Couchpotatoe … diese Eigenschaften kann man nicht garantieren oder ausschließen. Über eine klare Kommunikation und Führung kann man aber definitiv einen entspannten Hund erziehen – dafür muss der Halter seine Haltung und Einstellung immer klar und in der richtigen Art der Kommunikation nach außen transportieren. Ich habe 4 Australian Shepherds (1 Hündin ist 50 % Arbeitslinie) und nich eine meiner Mädels fordert Beschäftigung ein, keine hat eine hohe Erwartungshaltung, keine ist verhaltensauffällig oder permanent gestresst. Es ist meine Aufgabe, dies zu regeln!

Mit dem Slogan „keine Arbeitslinie/Hütelinie“, oder bei anderen Rassen „nicht jagdlich geführt“ ist leider keine Garantie dafür, dass man keinen Hund bekommt, der diese rassezpezifischen Eigenschaften mitbringt … Es ist die Aufgabe des Halters durch Führung die Entscheidung zur Jagd, zum Hüten etc. zu kontrollieren und Regeln/Grenzen einzufordern.


Nicht die Quantität (viel Kontakt, Beschäftigung und Interaktion), sondern die Qualität (entspannt, konsequentes Einfordern von Regeln, Distanz) zählt!